Synagoge von Schirmeck im Nordelsass

Die Geschichts-AG besuchte neben dem Umerziehungs- und Orientierungslager Schirmeck die schöne und stattliche Synagoge der Gemeinde. Alain Roth, Mitglied des Vereins „Les amis de la synagogue de Schirmeck“ und Vizepräsident, empfing die Schüler*innen herzlich  und mit viel Esprit.

Vizepräsident der Synagoge berichtet

Er berichtete: „Im Jahr 1860 kamen wohl die ersten Jüdinnen und Juden nach Schirmeck. Die Synagoge wurde 1905 geplant. Sogar der Kaiser interessierte sich wohl für das Projekt, da er im September 1907 einen Zuschuss von 7.000 Mark für den Bau gewährte. Weniger als zwei Jahre später im Jahr 1909 wurde die Synagoge nach Plänen der Straßburger Architekten David Falk und Emile W. fertiggestellt. Die Feierlichkeiten der Einweihung am 19. Juli fanden sogar in einer Frankfurter Zeitung, dem Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt, Widerhall. Am Morgen verabschiedeten sich die Jüdinnen und Juden mit einem letzten Gottesdienst von ihrer alten Synagoge und machten sich in einer Prozession auf den Weg zur neuen Synagoge. Die Zeitung brachte, dass die Feierlichkeiten an diesem Tag ein freudiges Bild der Eintracht zwischen Juden und Christen zeige. Der Oberbürgermeister Vogt eröffnete die Synagoge. Dieser Tag endete mit einem Ball. Manche mögen dies als einen merkwürdigen Epilog zur Einweihung einer Synagoge empfinden, aber schon in der Bibel steht, dass König David vor der Bundeslade aus Freude tanzte.“

Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=RLlgiUPXuxU

Situation von 1939-1945

Im Jahr 1939 gab es, je nach Angabe zwischen 18 000 und 30 000 Jüdinnen und Juden in Elsass-Mosel, davon lebte der Großteil in Straßburg. In den 1930er Jahren nahm der Anti-Semitismus wie in vielen Ländern Europas zu. Der zunehmende Druck auf die Jüdinnen und Juden in Deutschland und Osteuropa führte zu einer vermehrten Einwanderung nach Frankreich, insbesondere ins Elsass und nach Lothringen. Zum Zeitpunkt der Mobilmachung, wurden mehr als 2/3 der jüdischen Bevölkerung evakuiert. Am 13. April 1940 beschloss Gauleiter Robert Wagner die Vertreibung der im Elsass und der Mosel verbliebenen Jüdinnen und Juden. In der Nacht vom 30. September 1940 wurde die große Synagoge in Straßburg von der Hitlerjugend aus Baden und völkischen Elsässern niedergebrannt.

Insgesamt wurden mehr als 76.000 Jüdinnen und Juden aus Frankreich deportiert, darunter 11.000 Kinder…nur sehr wenige kehrten zurück.

Heutige Situation

Nach dem Krieg wurde Elsass-Mosel wieder französisch. Es sind ca. 15 000 Juden, die in Frankreich überlebt hatten, ins Elsass und nach Lothringen zurückgewandert. Im 21. Jahrhundert lebt die jüdische Bevölkerung meist in den Großstädten Strasbourg, Colmar und Mulhouse. Strasbourg hat eine der größten Gemeinden in Frankreich. Man schätzt, dass ca. 5 000 jüdische Familien in Strasbourg leben und dort findet auch das praktizierende jüdische Leben statt. Der Verein in Schirmeck hat sich zum Ziel gesetzt, neben der Restaurierung des wunderschönen Gebäudes, insbesondere der örtlichen Bevölkerung, aber auch der Bevölkerung von Baden, die Geschichte der jüdischen Gemeinde des Bruche-Tals im Besonderen, sowie des Judentums im Allgemeinen näherzubringen und überdies den überwiegenden Wunsch dieser Juden des 19. Und 20. Jahrhunderts hervorzuheben, sich in die bürgerlich, politische und wirtschaftliche Gesellschaft der Region zu integrieren.

S. Butsch

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